Trau, schau, wem - ein paar Dinge, die bei der Providerauswahl beachtet werden sollten

"Geiz ist geil" war ja eine zeitlang in Mode, und kritiklos wurde alles gekauft, was günstiger war als die Konkurrenzangebote. Webhosting betrifft das natürlich auch - ist das nicht sogar die Branche, die Dumpingpreise und versteckte Fußangeln erfunden hat?

Dabei ist es so wichtig, das richtige Hosting auszuwählen. Performance und Service zählen, und wer zu billig kauft, der kauft oft zweimal. Spannend ist, was eine Firma alles nicht anbieten kann, um Kundinnen und Kunden das Upgrade auf ein höherwertiges (und teureres Angebot) schmackhaft zu machen. Auch verfügbare Features gehören zum Service.

So neulich erlebt bei einem der so genannten 'großen' Hoster, der sich selbst als die Nummer 1 im deutschen Markt sieht und dessen Charmeoffensive mit einem eigens abgestellten 'Leiter Kundenzufriedenheit' legendär kurzlebig war. Schade, hätten sie doch in ihre Produkte inverstiert.

Die Ausgangslage war eigentlich ganz simpel: eine kleine CMS-Webseite mit 15 Unterseiten, ein paar kleineren Bildern und einer Reihe von Geschwindigkeitsoptimierungen, die den Pagerank auf dem Entwicklungsserver bei kikmedia kurzzeitig auf 100 von 100 möglichen Punkten brachten. Das Hexenwerk, wenn man es denn so nennen mag, fand im Hintergrund statt und bestand daraus, zugehörige Daten (wie Bilder, CSS-Dateien, Javascript-Files und auch das HTML) durch einen Optimierer zu schicken. Kurz gesagt: all das sollte kompiliert und dann komprimiert ausgeliefert werden, um Surferinnen und Surfer mit möglichst kurzen Ladezeiten zu belohnen. Das klappt eigentlich auch eindrucksvoll.

Allerdings nur, solange sich die Seite auf dem Entwicklungssystem befand. Nach Synchronisation auf das Zielsystem in der Nähe des schönen Montabaur klappte das leider nicht. Das Hostingpaket der Kundin hatte Schwierigkeiten, in gegebener Zeit alle Daten zusammenzufassen und mittels gzip zu verpacken - und so kam es, wie es kommen musste: Die Seite wurde unvollständig ausgeliefert, und ausgerechnet der Contentslider auf der Startseite vermisste des öfteren sein steuerndes Javascript. Nicht schön.

Bei normalen Providern schaut man an dieser Stelle mal ins Serverlog, um festzustellen, was schief läuft. Leider bot die besagte Firma dieses Serverlog nicht zu Einsicht an. Accesslog ja, Mail-Log auch - aber da steht ja nicht drin, was in diesem Fall interessant ist. Vermutung: der Kompilierungsvorgang läuft in ein Timeout. Nun sollten aber eigentlich 30 Sekunden genug Zeit für diese Operation sein, oder? Gegengetestet auf dem eigenen Server: 2,7 Sekunden. Naja, das muss dann doch reichen.

Es reichte aber nicht. Denn der Hoster hatte - wie eine schnelle Recherche der auf die betreffende IP-Adresse konnektierten Domains besagte - sage und schreibe 192 anderen Kunden auf einer kleines virtuellen Hostingmaschine ebenfalls ein Plätzchen eingeräumt. Der nächste Schluß lag ebenfalls nahe: das ist zu viel. Und in diesem Augenblick darf man dann auch mal den Support anrufen und sich beschweren.

Der Support war freundlich und konterte trotzdem meine Beschwerde mit dem vorgefertigten Satz "Da wird Ihr CMS dran Schuld sein. Nehmen Sie doch einen unserer Baukästen. Ihr CMS können wir nicht supporten." Allein schon eine dreiste Aussage - aber die lies sich nicht lange halten, nachdem ich mich als recht gute Kennerin des besagten Systems vorgestellt hatte, die zum weiteren Team gehört. Ob ich mal mit der Technik sprechen könne? Nein, leider nicht ...

Stattdessen der Vorschlag, ich könne ja auch einen V-Server upgraden, der ungefähr achtmal so teuer sei wie das genutzte Webhosting-Paket. Eine Garantie sei das allerdings auch nicht, denn es sei ja wie im richtigten Leben: man könne sich seine Nachbarn nicht aussuchen. Russisches Roulette auf Kundenkosten - so würde ich das jetzt mal nennen.

Mich hat das nicht zufriedengestellt, und ich stelle jetzt mal meine Erwartung in den Raum, dass ein Produkt mit Datenbank durchaus in der Lage sein sollte, eine kleinere CMS-Installation zu verdauen. "Nein, dem ist nicht so. Diese Webhostings-Pakete richten sich nur an Hobbyanwender."

Mir blieb die Sprache weg, wenigstens einen Augenblick. Die nach eigenen Aussagen größte deutsche Hostingfirma, die auf ihrer Webseite just diese Paket als geeignet für 'Entwickler und Profis' bewirbt stellt fest, dass es eigentlich gar nicht so gemeint ist? Wow. Großes Kino.

Und das war's dann auch.

Fazit: Nicht alles, was in bunten Bildern beworben wird ist auch toll. Ein Support sollte nicht nur zum Ortstarif erreichbar sein, sondern auch Antworten bieten, die jenseits von 'kaufen Sie doch ein größeres Produkt' liegen. Und ein Webhoster, der marktschreierisch seine Leistungsfähigkeit annonciert ist nicht immer die beste Wahl.

Was dem Faß aber die Krone aufsetzt: eine Vetragslaufzeit von 24 Monaten - von denen jetzt 21 Monate vergeblich bezahlt sind. Mithin 125,- Euro für miese Leistung, die nicht genutzt werden kann - gegengerechnet mit den Kosten für qualitativ hochwertiges Hosting (knappe zwei Euro monatlich mehr, bei Nichtgefallen dreimonatige Kündigungsmöglichkeit, kompetenter Support und leistungsfähige Hardware). Ich rechne das jetzt mal nicht detailliert aus ...

Übrigens ist die Kundenseite dann doch umgezogen - nicht auf den vom Planet Montabaur angebotenen überteuerten V-Server, sondern zu einem Provider, der für Geld auch Leistung bietet. Die Seite ist jetzt flott, hat einen Pagespeed hoch in den 90ern, und alle sind glücklich. Alle außer Herr d'Avis ... ;-)

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Kommentar von Stefan |

Hey! Sehr netter Artikel!
Aber ich frage mich, wie testet man, wie viele Kunden sich einen Server teilen?

Antwort von Carolina Koehn

Es gibt Tools wie zum Beispiel http://www.ip-adress.com/reverse_ip/, mit denen Du überprüfen kannst, was alles auf einem Server / Shared-Hosting-Paket / etc. connected ist.

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