Offener Leserinnen-Brief an die c't

In c't 26/2013 findet sich eine Rezension des Fachbuches "Websites erstellen mit Contao 3" - meiner Meinung nach sehr oberflächlich geschrieben, voller inhaltlicher Fehler und damit kaum geeignet, ein Buch für Anfängerinnen und Anfänger angemessen darzustellen.

Hier mein Leserinnen-Brief an die c't:

Lieber Peter Schmitz,

ich schreibe Ihnen (als dem zuständigen Redakteur), um ein Feedback zu einer Rezension auf Seite 202 des aktuellen Heftes zu geben – es hat mich geärgert, wie einfach es ist, mit ein paar dahingeschriebenen Zeilen ein Forum zu bekommen, Nichtwissen zu demonstrieren und damit bei unbedarften Leserinnen und Lesern einen falschen Eindruck zu hinterlassen. Doch mal von Anfang an:

Ich arbeite seit dem Jahr 2006 mit Contao, mache tagtäglich Support als Moderatorin der Contao-Community und entwickle seit Jahren das System aktiv mit – ob mit Code, Engagement in der Arbeitsgruppe Barrierefreiheit desContao-Teams, als Administratorin des Contao-Wikis oder als Mitentwicklerin größerer Extensions. Gerade im Foren-Support für neue Anwenderinnen und Anwender haben sich die Bücher des Autoren Peter Müller sehr bewährt und geben eine gute, übersichtliche und nachvollziehbare Starthilfe. In dritter Auflage, wohlgemerkt.

In c’t 26 wird nun ‚Websites erstellen mit Contao 3‘ von Peter Müller besprochen, das im November vergangenen Jahres erschienen ist (die Rezension nennt 2013 …). Schön, das ein Buch zu einem CMS, dass ich gerne einsetze, es ins Heft schafft - weniger schön, dass die Rezension voller inhaltlicher Fehler steckt, von grundlegenden Missverständnissen lebt und schließlich eine der wertvollsten Ressourcen für Anfänger mit dem CMSContao diskreditiert.

Dem Rezensenten ist es leider nicht gelungen, den Ansatz des Buches zu verstehen – ein Werk, dass nach meiner bescheidenen Erfahrung das Verdienst hat, in verständlicher Sprache sehr viele Aspekte von Contaonachvollziehbar zu machen.  Dabei zieht sich das Thema ‚Arbeit mit CSS‘ durch das gesamte Buch – anders kann man mit einem CMS, das Wert auf semantisch und syntaktisch hochwertigen Code legt und bei der Gestaltung mit CSS dem Anwender größtmögliche Freiheiten lässt, auch nicht arbeiten. ‚CSS‘ ist nicht die ‚optische Aufbereitung‘ in einem Schlusskapitel – das ist einfach falsch, denn es ist in nahezu jedem Kapitel wichtiges Thema.

Weiter: Der Autor bekrittelt die ausführlichen To-Do-Listen und Kurzanleitungen – diese Kurzanleitungen sind allerdings das Rückgrat des Buches, werden von Anfängerinnen und Anfängern immer gern angenommen und ermöglichen schnelle Referenz – und ja, es ist ein Buch für Starter. Das geht ja eigentlich schon aus dem Kapitel zur Installation auf einem XAMPP hervor. Wer tagtäglich produktiv mit dem System arbeitet, der braucht das nicht.

Der schaut ja aus der Perspektive eines ‚gestandenen Webmasters‘ – dumm nur, dass diese Einschätzung ins Auge geht, wenn er über fehlende Informationen zum Katalog-Modul schreibt und nicht mitbekommen hat, dass die Extension ‚Katalog‘ seit zwei Jahren nicht mehr weiterentwickelt wird. Zufällig weiß ich das ganz gut, arbeite ich doch am Nachfolger ‚MetaModels‘ aktiv mit.  Das Modul ist komplex und gehört sicher nicht in ein Anfängerbuch – aber der Katalog gehört da auch ganz sicher nicht hinein. Ich finde so einen Satz eigentlich nur dumm und ignorant; immerhin belegt er, dass der Autor weder recherchiert noch nachgedacht hat.

Dieser Schluss ergibt sich auch aus dem letzten Absatz, in dem die Beispieldateien als dürftig bezeichnet werden. Sie sind es nicht. Zu allen Kapiteln sind nötige Daten vorhanden, und das ist ja gerade die Stärke des Buches: Anhand von ‚Theme One‘ wird im Buch Schritt für Schritt eine erste Webseite erstellt. Wünscht sich der Autor etwas anderes? Und warum in diesem Rahmen? Auf der umfangreichen Webseite zum Buch gibt es noch mehr Ressourcen – leider hat der Autor sich nicht die Mühe gemacht, mal hinzusurfen. Das wäre die bessere Wahl gewesen – dass Buch-CDs oft nicht aktuell sind sollte ‚gestandenen Webmastern‘ doch eigentlich klar sein. So hat er leider den Mehrwert verpasst.

Ich persönlich empfinde die Rezension mehr als dürftig. Für mich schaut’s so aus, als wenn jemand mit minimalem Aufwand und Wissen, ohne sich Gedanken über Ansatz und Ziel des Buches zu machen da einfach mal einen Verriss machen wollte. Wie lange braucht man, um so etwas zu schreiben? Zwei Stunden?

Besonders Schade ist, dass damit ein anerkanntes Standardwerk komplett entwertet, in dem mehrere hundert Stunden Arbeit stecken und dass sich in den vergangenen Auflagen wirklich bewährt hat. Ein Buch, an dem Herzblut und jahrelange Praxiserfahrung hängen und dass sich in den vergangenen Jahren immer wieder an den Bedürfnissen der Leserinnen und Leser orientiert hat. Und einem Autoren, der erklären kann und das auch immer praxisnah und bildhaft tut, derbe gegen das Schienbein getreten wird.

Ganz ehrlich: würde ich das Buch nicht kennen, dann würde ich es mir nach dieser Rezension nicht kaufen. Und angesichts der Zielgruppe des Buches ist das gleich doppelt schade.

Ich bin blass bei dem Gedanken, dass damit ein Basiswerk heruntergeschrieben wird, die Dokumentation eines CMS abgetan wird und damit letztlich auch dem CMS Contao ein Bärendienst erwiesen wird. Ich habe nicht für möglich gehalten, dass die c’t dermaßen lieblosen, sachlich falschen und letztlich auch vernichtenden Kritiken einen Raum bietet.

Wie Schade.

Liebe c’t, ich bitte Euch: Lasst mehr Sorgfalt bei Rezensionen walten. Stellt richtig, dass diese Buchbesprechung voller inhaltlicher Fehler steckt. Nutzt Expertenwissen und qualifizierte Autoren und Autorinnen, um weiter hochwertige Information zu ermöglichen.

Beste Grüße aus Kiel,

Carolina Koehn

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Kommentar von Thorsten Friedrich |

Perfekt!!!! Genau meine Meinung. Danke für diesen Leserbrief. Ich bin mit dem Buch von Peter Müller auf jeden Fall gut gefahren.

Gruß Thorsten Friedrich

Kommentar von John |

Die guten Zeiten der C't sind doch schon lange vorbei! Die Qualität stimmt genauso lange nicht mehr.
Es war einmal vor langer Zeit.....

Antwort von Carolina Koehn

Naja, das ist ein wenig global gesagt, nicht wahr? Ich persönlich erinnere mich ganz gut daran, jedes Heft in den 90ern bei Erscheinen komplett und mit ziemlichem Wissensgewinn gelesen zu haben. Mittlerweile sind die Zeiten anders, mein persönliches Wissen hat sich erweitert, und schon deshalb finde ich in den Beiträgen nicht mehr so viele atemberaubende Neuigkeiten, die ich nicht bereits drei Tage zuvor online gelesen hätte. The times, they are a-changing.

Es geht ja um etwas anderes: man darf Bücher gut oder schlecht finden. Wenn man das öffentlich tut, dann darf man das gerne auch nachvollziehbar begründen. Wenn allerdings diese Begründungen ins absurde gehen, weil die Fakten nicht stimmen, dann empfinde ich das als Problem.

Fachmagazine wie die c't haben Reichweite, und Urteile, die aus Vorurteilen entstanden sind, verbreiten sich recht flott. Mit geht's (auch als c't-Abonnentin) darum, mal zum Nachdenken darüber anzuregen und die Qualität, die sich die Redaktion auf die Fahne geschrieben hat, einzufordern.

Mich ärgert es einfach, wie mit ein paar unbedachten Zeilen ganze Häuser eingerissen werden.

Ich erlebe es tagtäglich im Support, dass das Buch von Peter Müller als sehr hilfreich empfunden wird. Da jetzt die Sinnfrage zu stellen empfinde ich als nicht angemessen.

Kommentar von Peter |

Hallo,
kann ich voll unterschreiben. Habe gerade als blutiger Anfänger nur mir dem Buch von Peter Müller meine erste Webseite als Ehrenamtlicher für den Sportverein erstellt und bin sehr sehr gut gefahren. Gerade die vielen Details zum CSS waren für mich nicht nur das Salz in der Suppe, sondern auch dat Tüpfelchen auf dem i.

Gruß aus Bosau

Kommentar von Jörg Ludwig |

Hallo Carolina,
ich habe das in der c't nicht verfolgt. Hat es eine Reaktion auf deinen Leserbrief gegeben?
Inhaltlich bin ich auf deiner Seite und auch Fan von Peter Müller und seinen Contao-Büchern (ich finde deren drei und sogar die Little Boxes in meinem Schrank...)

Gruß aus der Region Hannover

Antwort von Carolina Koehn

Ja, es hat eine Antwort gegeben - naja, das Übliche: Missverständnisse, Artikelkürzung und so. Peter hat die rezension nochmal ganz schön rezensiert: http://pmueller.de/blog/contaobuch-ctrezension.html

Kommentar von Joerg |

Hallo,
ich hab mir das Buch in der vierten Auflage gebaut und arbeite es als contao neuling komplett zu Fuß durch. Etwas Vergleichbares zu diesem Buch hatte ich noch nicht in den Händen. Nach dem Durcharbeiten dieses Buches hat man sein erstes brauchbares Template inc. Inhalten auf dem Rechner. Das unsinnige Suchen nach fertigen (responsiven und auch noch kopstenlosen) Templates entfällt, weil man merkt, dass man sich das alles selber bauen kann - vorausgesetzt, man nimmt sich die dafür notwendige Zeit. Das Buch kann nicht alle Fragen beantworten - auch bei mir werden Fragenm bleiben, aber dafür ist das Buch auch nicht konzipiert. Auf jeden Fall beherrscht man die Grundwinstellungen des Systems aus dem ff nach dem durcharbeiten des Buches. Und das soll ja auchz das Ziel sein. Ich bin jedenfalls beeindruckt vom Aufbau des Buches und ich denke, dass ich nach vielen Versuchen mit Joomla, wordpress und drupal meine Heimat bei contao gefunden habe. Mir scheint, contao ist das einzige System, welches im core die am meisten verwendeten Module schon mitbringt. Das ist ein dickes Plus. Danke auch ans Forum für die hohe Qualität. Es hilft mir in vielen Situationen effektiv weiter.
Gruß aus Frankfurt Main

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